Noten in Not – Das Mädchenorchester von Auschwitz
Fanias Traum
Ein filmisches Hörstück

Dieser Film ist statt eines Theaterstückes im Jahr 2021 entstanden, da wir das Theater nicht mehr nutzen konnten wegen der Corona Pandemie. Er wird im Deutsch Jüdischen Theater Berlin immer wieder auf großer Leinwand gezeigt. https://www.djthe.de/

Die Sängerin Fania Fénelon begegnet im Traum ihrer Vergangenheit, nämlich der Violinistin und Orchesterleiterin Alma Rosé, die  für sie bewundertes Vorbild und gehasste Rivalin zugleich war, sowie der Aufsehrerin über das Mädchenorchester von Ausschwitz-Birkenau, die als „Bestie“ bekannte Lagerführerin Maria Mandl, und dem Musikliebhaber Lagerkommandant Josef Kramer.

Alma Rosé in Fanias Traum

Das Mädchen Orchester wird 1943 von der SS gegründet, um die Offiziere im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu unterhalten und den Marsch der Gefangenen auf dem Weg zur Zwangsarbeit zu begleiten. Bei der Rückkehr der Arbeiterinnen spielen die Musikerinnen ebenfalls –  und dabei können sie sofort sehen welche der Frauen die tägliche Arbeit nicht überlebt hat. Trotzdem müssen die Wanderlieder und Märsche schwungvoll und fröhlich vorgetragen werden. Viele der überlebenden Frauen erzählen später, dass die Bilder aus dem Konzentrationslager sofort vor ihre Augen traten, wenn sie nach Jahren dieselben Stücke wieder hörten. 

Die Aufnahme in das Orchester unter der Leitung der Dirigenten Alma Rosé, einer Nichte des Komponisten Gustav Mahler, wird für die Mädchen zur musikalischen Lebensversicherung, denn sie werden von der Zwangsarbeit und dem Tod in den Gaskammern verschont. Die SS-Oberauf seherin Maria Mandel lässt sogar eine eigene Baracke für die Mädchen bauen, in der es einen Ofen gibt, um die Instrumente vor der Feuchtigkeit zu schützen und damit spielfähig zu halten. Auch der berüchtigte Lager Arzt Josef Mengele schätzt die Kunst der Mädchen. Die Cellistin Anita Lasker Walfisch erinnert sich, dass Mengele immer wieder Schumanns Träumerei von ihr hören wollte, ein beliebtes Stück bei der Lagerleitung, wie auch die Sängerin Fania Fénelon in ihrer Autobiografie schildert:

„Achtung! Mädchen, schnell Herr Kommandant Kramer kommt! Eingefroren in ein eindrucksvolles Stillgestanden erwarten wir Kramer. Er tritt ein, begleitet von zwei SS-Offizieren… Er geht auf die für diesen Zweck aufgestellten Stühle zu, setzt sich, nimmt die Schirmmütze ab und legt sie neben sich hin… Immer noch still gestanden, wie es sich gehört, wenn man mit einem Offizier spricht, fragt Alma ängstlich: Was möchte der Herr Lagerführer hören? – Die Träumerei von Schumann und sehr gefühlvoll – fügt er hinzu: das ist ein bewundernswertes Stück, das geht ans Herz… Entspannt hebt der Lagerführer seinen Kopf und teilt mit:„Wie schön, wie erregend!“

Nie wurde Musik zynischer eingesetzt als im KZ Ausschwitz Birkenau.